Im Stadtpark zeigen sich die ersten Schneeglöckchen. Passend zum Auftakt des Vorfrühlings hielt der bekannte Hamburger Botaniker Dr. Hans-Helmut Poppendieck am 23.1. einen interessanten Vortrag mit dem Titel „Stinzenpflanzen – Eine botanisch-gärtnerische Frühlingsreise durch Norddeutschland und die Niederlande“ bei uns im Forsthaus.
Stinzenpflanzen sind Zeiger einer historischen Gartenkultur: In vergangenen Jahrhunderten siedelten die Menschen Frühblüher aus anderen Ländern in Gärten und Parks an. Dies spiegelt sich auch im Ursprung des Wortes „Stinz“ wieder: Es ist Friesisch und bedeutet Landsitz, oder Steinhaus. Verschiedenste Frühblüher wie Krokusse, Winterlinge, Blausterne und Schneeglöckchen sind inzwischen verwildert und stellen botanische Kostbarkeiten dar.
Es ist gar nicht so einfach, Stinzenpflanzen neu anzusiedeln. Die Zwiebeln aus dem Handel haben ein ganz anderes genetisches Material als ihre standortangepassten, verwilderten „Artgenossen“. Daher sollten die historischen Vorkommen von Stinzenpflanzen, die oftmals seit mehr als 100 Jahre alt sind, geschützt werden. Das bedeutet unter anderem, die Flächen vor Verdichtung zu bewahren und erst zu mähen, wenn alle Blätter verwelkt sind und die Pflanze sich unter die Erde zurückgezogen hat, was meist Ende Mai oder Anfang Juni der Fall ist. Eine Zahl überraschte uns besonders: Rund 58% der Stinzenpflanzen werden durch Ameisen verbreitet, die sich gerne an den fetthaltigen Anhängsel ihrer Samen, den „Elaiosomen“ bedienen.