Der Hamburger Stadtpark wurde am 1. Juli 1914 in Winterhude eröffnet. Bis zum damaligen Zeitpunkt fehlte den Bewohnern der angrenzenden, dicht besiedelten Arbeiterviertel eine Grünanlage zur Erholung. Nun musste dringend gehandelt werden. Und damit sich nicht nur – wie in den feinen Prunkgärten jener Zeit üblich – die reiche Gesellschaft zu Spaziergängen treffen konnte, wurde der Stadtpark von Anfang an als Volkspark konzipiert. Er war für alle Gesellschaftsschichten zugänglich und auch auf die aktive Freizeitgestaltung ausgerichtet, wie der mit der Konzeption des Parks betraute Leiter des Hochbauwesens Fritz Schumacher in seinem Buch „Ein Volkspark“ von 1928 sehr lebendig beschrieb:
„[…] das Ziel des Parkgedankens war nicht erreicht, wenn es gelang, eine Anlage zu machen zum angenehmen Durchwandern, es war erst erreicht, wenn es zugleich gelang, eine Anlage zu machen zum angenehmen Bewohnen. „Bewohnen“, das soll heißen, ein In-Besitz-Nehmen für die verschiedensten Lebensbeschäftigungen, die mit dem Begriff der „Erholung“ im Zusammenhang stehen. Die Möglichkeit dieses In-Besitz-Nehmens mußte für große Menschenmassen zugeschnitten sein, und man mußte dabei damit rechnen, daß der Großstadtmensch in einem eigenartigen Verhältnis zur Natur steht, das sich erst allmählich aus der Not der Umstände herauszubilden beginnt. Es ist nicht das Verhältnis des landschaftlichen Genießens, wie es die eigentliche, gleichsam unendliche Natur bietet, sondern es hängt in erster Linie zusammen mit irgendeiner Betätigung im Freien, die an die Stelle des Wanderns tritt, für das selbst die größte künstliche Anlage keinen Rahmen schaffen kann, der sich nicht abnutzte. Spiel, Sport, Lagern, Rudern, Planschen, Reiten, Tanzen, dann ferner Musikgenuß – Kunstgenuß – Blumengenuß, leibliche Genüsse, das sind die Betätigungen, für die solch ein Park die Gelegenheiten schaffen muß.“
Fritz Schumacher und der Gartenbaudirektor Otto Linne verbanden die seinerzeit vorherrschenden Konzepte, den englischen Landschaftsgarten und den strengen französischen Architekturgarten, zu einer durchdachten und harmonischen Einheit. Die aufgelockerten Wiesenbereiche im zentralen Teil und die symmetrisch gestalteten Areale im östlichen Teil des Parks sind noch heute gut erkennbar. Von den eindrucksvollen Parkbauten aus rotem Klinker, die Schumacher einst entwarf, sind heute nur noch das Landhaus und die Trinkhalle erhalten. Die anderen Bauwerke fielen den Bombardierungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer und wurden nicht wieder hergestellt.
Die Historie des Hamburger Stadtparks, der weltweit den Ruf eines hochrangiges Gartendenkmals genießt, spiegelt in signifikanter Weise die deutsche Geschichte wider. So fanden auf der großen Festwiese immer wieder Aufmärsche, Kundgebungen und Feste statt, welche geprägt waren vom Charakter der jeweils vorherrschenden politischen Ideologie. In den Nachkriegsjahren wurden Nissenhütten errichtet, in denen zahlreiche Ausgebombte vorübergehend ein Dach über den Kopf fanden. Bäume auf dem Parkgelände wurden als Brennholz gefällt, Obst und Gemüse wurde angebaut. Nach dem Abtragen der Trümmer wurden – und werden noch immer – ursprüngliche Qualitäten, die infolge von Zwischennutzungen verloren gingen, durch die Parkverwaltung weitestgehend wieder hergestellt. Dass dieser Prozess bis in die heutige Zeit hinein reicht, zeigt das Beispiel der Rosengärten, die durch umfassende Sanierungsarbeiten im Jahr 2012 zu neuer Blüte gelangten.
(Fotos: Archiv D. Kamecke, Archiv E. Ellerbrock)