Heute habe ich endlich Gelegenheit, mir die Ausstellung „Reform der Großstadtkultur – Das Lebenswerk Fritz Schumachers“ im Kunsthaus (links) anzusehen. Darauf habe ich mich schon lange gefreut, hoffte ich doch, nun einmal auf echte Baupläne und Zeichnungen des Stadtpark-Schöpfers zu stoßen. Ich werde nicht enttäuscht: Insbesondere das Staatsarchiv steuert jede Menge hochinteressanter Exponate zu der sehenswerten Ausstellung bei.
Die Bilder und Pläne werden durch anschauliche Modelle und zahlreiche Zitate ergänzt. Letztere stammen aus Quellen, die dem interessierten Laien nicht ohne weiteres zugänglich sind. Als ich vor zweieinhalb Jahren Gast in einer Vorstandssitzung der Fritz-Schumacher-Gesellschaft war, befand sich im Raum ein großer Schrank mit Büchern, die sonst in keiner Bibliothek zu finden sind. Wie gern hätte ich darin gestöbert! Vermutlich hat man sich bei genau diesen Werken nun für die Ausstellung bedient…
Der Rundgang beginnt mit den katastrophalen Bedingungen, die Fritz Schumacher einst vorfand (Stichwort „Die kranke Großstadt“) und deckt meines Erachtens alle Aspekte des Schaffens Schumachers ab. Auch der Stadtpark kommt dabei selbstverständlich nicht zu kurz (rechts). Mich faszinieren immer wieder die Zeichnungen. Wenn man sie sich aus der Nähe anschaut, erkennt man, wie makellos sie sind. Völlig variabel in der Perspektive, sind sie unglaublich fein gearbeitet. Jedes einzelne der Bilder – sei es in Bleistift, Tinte, Kohle oder Aquarell – ist ein Kunstwerk für sich. Man fragt sich unweigerlich, wie viele tausend Stunden hochkonzentrierter Arbeit hinter all diesen Bildern und Plänen gesteckt haben mag.
Die weitsichtige Denkweise Schumachers zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk und wird auch in der Ausstellung gut erkennbar. Er spricht vom „lebendigen Zusammenwirken juristischer, sozialer, technischer und künstlerischer Gedankengänge“. Das Wort „soziales Gesamtkunstwerk“ benennt das städtebauliche Bestreben Schumachers wohl am treffendsten. Schade nur, dass wir heute – etwa in Berlin – wieder vor ähnlichen Problemen wie damals stehen und offenbar wenig gelernt haben, wie der heutige Spiegel-Artikel „Deutschland baut lieber Mittelmaß“ belegt.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. September im Kunsthaus, Klosterwall 15. Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Eintritt: 6 EUR.
Fotos und Redaktion: S. Gabriel