An diesem Vormittag steht für neun Mitglieder unseres Vereins ein Rundgang im Anzuchtgarten auf dem Programm. Das von der Bahnlinie U3 gut zu erkennende, langgestreckte Areal in der Saarlandstraße existiert bereits ebenso lange wie der Stadtpark selbst. Hier wachsen die Stauden heran, die die Gärtner dann im Park auspflanzen. Etwa ein Dutzend Mitarbeiter sind hier beschäftigt, darunter Herr Arps, der hier auch in die Lehre ging und inzwischen 33 Jahre dabei ist. Er führt uns kompetent durch das weitläufige Gelände.
Zunächst erzählt uns Herr Arps einiges über den Garten (oben links). Der Anzuchtgarten gehört nicht zur Fläche des Stadtparks, er wurde stets als eine eigene Einheit betrachtet. Nach dem Krieg wurden hier Nutzpflanzen angepflanzt, erst Mitte der Fünfziger Jahre gab es wieder einen Bedarf für Zierpflanzen. Früher wurden die Pflanzen lose transportiert, heute nimmt man dafür Töpfe ganz bestimmter Größen auf Kunststoff-Paletten (oben Mitte). Inzwischen sind dunkle Wolken aufgezogen, doch noch hält sich das Wetter. Wir gehen durch das Gelände, zwischen kleinen Stecklingen und imposanten Pflanzen wie dem Wasserdost (oben rechts) ist hier alles vertreten.
Dann erwischt uns ein kurzes, unwetterartiges Gewitter. Wir haben uns rechtzeitig in ein Gewächshaus retten können (unten links). Mit allerlei Technik können die Pflanzen hier flexibel versorgt werden. Damit konstante Temperaturen herrschen, kommen auch Folien und Schutzplanen zum Einsatz. Viele der Pflanzen, die hier stehen, habe ich im Park schon häufig gesehen. Herr Arps kennt zumeist nur die botanische Bezeichnung, weil Gärtner üblicherweise mit diesen Namen arbeiten. Nur so kann international gewährleistet werden, dass jeder über dieselbe Pflanze spricht.
Nachdem der Schauer aufgehört hat, setzen wir unseren Rundgang fort. Herr Arps kennt sich bestens aus und führt uns auch zu einem in Hamburg seltenen Bienenbaum (unten Mitte), der aus Ostasien stammt und von Bienen besonders bevorzugt wird. Von so einem Baum habe ich noch nie zuvor etwas gehört. Dass dieser Baum hier bleibt und nicht in den Stadtpark kommt, liegt nicht allein an seiner stattlichen Größe. Im Anzuchtgarten werden generell keine Bäume für den Stadtpark gezogen. Das geschieht separat in einer großen Baumschule.
Ein Teil der Gesamtfläche des Anzuchtgartens wird Anfang nächsten Jahres an Schrebergärtner abgegeben, die für den Verlust ihrer Parzellen im Hebebrandquartier kompensiert werden sollen. Es entsteht eine ganz neue Kleingartenkolonie mit eigener Anfahrt. Da der Anzuchtgarten nicht länger weitere Bezirke außerhalb Hamburg-Nords mit Stauden versorgt, ist der Flächenverlust zu verschmerzen. Das Gelände wird nicht mehr bewirtschaftet und bietet den Anblick einer üppigen, wilden Sommerwiese. Mir kommt es vor, als befände ich mich mitten in einem Gemälde von Monet… Kaum zu glauben, dass wir in Hamburg sind.
Fotos und Redaktion: S. Gabriel